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Mittwoch, 16. Oktober 2013

(mittwoch)

ich bin müde. ausgehölt, spröde knochen vielleicht an der außenwand; ein abgestorbener käfer, der zerknirschen, zerbröseln kann.
bewegungen strengen so an, keine feuchten muskeln mehr, nur dieser panzer, der hin und her geschoben wird.

die menschheit sollte mir gratulieren, dass ich es geschafft habe. den ganzen normalen plan, die letzten tage, mit nur minimalen verspätungen und ausfällen (die aber nicht aufgefallen sind).
montag bis ganz spät, gestern bis recht spät + dann noch diese hurenscheiße, heute wieder bis relativ spät.

uni, arbeit, uni, uni, heimfahren - und ja, ich bin noch von gestern schockiert (ich will traumatisiert nicht so leichtfertig verwenden), ich habe mich tausend mal umgeschaut, ich will keine dunklen personen im dunkeln mehr sehen, ich fühle mich beobachtet, ich will nicht mehr -
es ist alles so anstrengend geworden, die sicheren plätze werden alle zu höllenplätzen.

heute im seminar gab es eine vorstellungsrunde, 30 leute, ich wurde übergangen. ich war einfach unsichtbar. es war sehr seltsam. noch seltsamer war es, am ende der stunde hinzugehen und wegen der anwesenheitsliste nachzufragen (weil ich ja meinen namen nicht gesagt hatte, weil ich mich ja eben nicht vorstellen konnte, weil ich ja eben nicht existiert habe) - und da wurde mir gesagt, ich wäre ja eh gesehen worden, es wäre alles in bester ordnung. nur: die kennen mich nicht (definitiv nicht), die kennen meinen namen nicht.
ich könnte schon allein deswegen paranoid werden: vielleicht hatte ich ein blackout und habe mich vorgestellt? vielleicht werde ich ganz verrückt?

ich muss das übrigens bei der therapeutin nächstes mal ansprechen. es macht mir ein wenig angst. jetzt lässt sie jede stunde dieses schöne "neurotisch"-wort fallen und ich muss nachfragen, wie das ist, ob das ein leo ist. ob neurose ein sicherer platz ist. ob neurose das gegenteil von psychose ist, ob sich das eh ausschließt. weil ich angst habe, dass mir meine neurosen, meine vorstellungen, aus meiner kontrolle weglaufen, ausufern, mich in einen abgrund stoßen.
was, wenn ich irgendwann überschnappe?

(das dachte ich gestern auch schon: was, wenn ich mir diesen spray-kerl nur eingebildet habe?)

(ich hatte übrigens den schönen plan, im drogeriemarkt an deodosen zu schnüffeln, um vielleicht den geruch wiederzufinden und mich zu beruhigen (deodorant vs. nervengift) - ich hab es aber nicht wirklich durchgezogen, es war mir zu mühsam: und ich hatte angst vor der wahrheit.
(ich hab nur lustigerweise an einem deo gerochen, das nach schokolade roch. und dachte mir, wenn ich das dann im bus riechen würde, dass ich garantiert durchdrehen würde. kaugummigeruch ist harmloser als schokogeruch, also dieser künstliche.)


egal, egal, wo war ich?

ich war heute sehr abwesend in den lehrveranstaltungen, aber ich war dort. ich bin herumgefahren, ich bin herumgesessen, auch, wenn es sehr anstrengend war (nur herumzusitzen).
ich war dort.
jetzt bin ich hier.

draußen der wind (herbst, blätter fallen, immer wieder das erstaunen, dass es schon so weit ist: ich hinke ständig der zeit hinterher) und am anfang hat er die mauern erschüttert und mein adrenalin mobilisiert.

draußen der mond, der war gestern auch schon da, seither verbinde ich ihn mit dem spray-kerl.

später kann man einen film draus machen. oder nicht.


ich will mich in der literatur/wissenschaft verlieren dürfen. einzigster, frommer wunsch. und ich bin dankbar, dass ich es so empfinde, dass es mich retten darf, dass es mein leo ist, dass es mein glaube ist.
(nur blöderweise merke ich immerzu, dass ich zu dumm und zu feig dafür bin. an den sachen muss ich arbeiten.)

3 Kommentare:

  1. Vorletzten Sonntag habe ich dir einen Brief geschrieben und habe es aus Angst vor dem "Draußen" noch nicht geschafft, ihn ab zu schicken. Er wird aber kommen, das versichere ich dir. Und hoffentlich kann er dich - wenn auch nur gering - ein wenig aufheitern... Bitte bleib stark, Liebes.

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  2. emaschi, mir geht es ähnlich... und ich hoffe die ganze zeit insgeheim, dass du es aus den beiträgen rausliest, dass ich einfach im moment kaum etwas anderes als das lebensnotwendige (arbeit/uni/lebensmittelkauf) erledigen kann. die post ist nicht am weg. -.- wir werden das schon schaffen!

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    1. Ja, der Brief befindet sich auf jeden Fall schon in meiner Tasche. Im Fall, dass es mich packen sollte und ich mich heraus traue. Er wird kommen. Bitte bleib tapfer, Liebes.

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