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Sonntag, 20. Oktober 2013

(sonntag)

müde.
seit gestern bauchschmerzen, ähnlich wie eisprung, aber in bein und rücken ziehend, rund um das, was ohnehin meistens kaputt ist.

nichtsdestotrotz mit dem freund zum zentralfriedhof gefahren.
zwei stunden spazieren dort: vom eingang zum hinteren ende zurück. am hinteren ende liegt die schwester. das grab noch unberührt, mit der grabsuche und den namen von den nachbargräbern dann noch einmal genau verifiziert, dass es dort sein musste. (kein name, keine nummer: nur diese angabe in der online-gräbersuche (super sache - vor allem, wo aufgelassene gräber auch verzeichnet sind) )

am eingang schon eine kleine weiße kerze gekauft, die steht jetzt dort, angezündet.

sonst so: kondensstreifen (der flughafen ist daneben, dauernd fliegen die landenden flugzeuge über die gräber - und hinten fährt die eisenbahn vorbei. überhaupt ein super ort, will definitiv dort begraben werden.), krähen, eichhörnchen, bäume.

oh und endlich habe ich es auch fotografiert. (es wird auch einfacher werden, es nächstes mal zu finden. es war erst mein zweites mal dort, das erste mal war ich vor 4 jahren dort. und viel vorher wusste ich nicht, wo es war, weil es damals die online-gräbersuche noch nicht gab.)


diese leere fläche. dieselben voraussetzungen, dasselbe ausgangsmaterial. die jüngere schwester, weil sie 13 minuten länger gebraucht hat. und dann ist sie da unten mit kaum noch etwas vorhanden* und ich bin da draußen, 27 und noch lebendig.

* letzte therapiestunde war das ein thema. überhaupt ist es im moment ein thema. wieviel ist von einem babykörper nach 27 jahren noch übrig? die therapeutin meinte zuerst, sogar die knochen wären weg. ich glaube das nicht recht.
tatsächlich finde ich es aber schlimm, dass sie kein "echtes" grab hat, sondern nur eines, das vor 17 jahren aufgelassen wurde, weil meinem vater der "totenkult" (wie er sagt) egal ist. mir aber nicht. mag pathetischer materialismus sein, aber ... erinnerung muss so statt finden. würde sie gerne ausgraben lassen und in einem richtigen, ihr gehörenden grab bestatten. (ein familiengrab beginnen, vielleicht, meine familie hat ja sowas nicht) -
aber als schwester darf ich sowas nicht, denke ich, solang meine eltern noch darüber entscheiden können.
und mit einverständnis bzw. überhaupt darüber sprechen darf ich nicht rechnen.

ich versuche jetzt seit einiger zeit, für mich selbst vorzusorgen (interesse angemeldet und anscheinend versucht ein mitarbeiter mich zu erreichen, verpasst mich aber immer) und ... sowas wie eine bestattungsversicherung abzuschließen. (hier geht das: da kann man sich im vorhinein aussuchen, was mit einem passiert und im vorhinein dafür bezahlen. das will ich tun. weil ich weiß, dass ich die bin, die sich am meisten darum schert. alle um mich rum interessiert es nicht (vater) oder sie haben zu wenig geld, um es dafür zu verschwenden (freund).

ich bin ein friedhofskind. meine freizeit hab ich - meistens wenn ich schule geschwänzt habe, sonst durfte ich ja nicht raus - auf friedhöfen verbracht. in fremden ländern bin ich immer gleich zu den friedhöfen gegangen (sprachreise in der schule nach südfrankreich - ich habe soviel zeit auf diesen schönen friedhöfen mit blick aufs mittelmeer verbracht, sie übertünchen andere erinnerungen)

jetzt mach ich es viel zu selten und muss es meistens rechtfertigen.


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