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Montag, 23. Januar 2012

wie man lebt mit panikattacken. oder auch nicht.

man trinkt einen cappuccino am nachmittag. redet mit der kollegin. stellt fest, dass man ihr nicht mehr richtig zuhört. ihr gesicht saugt einen ein. man versucht das eigene unter kontrolle zu halten und ihr aktiv zuzuhören. irgendwann geht das zu ende. zahlen, auf die toilette, hinaus. man geht ein stück zu zweit, reden zwischen atemholen oder umgekehrt. man kauft sich etwas zu trinken, mit kohlensäure, weil es leichter ist, wenn man etwas zu trinken hat.

man fährt mit der straßenbahn. die menschen draußen, man versucht etwas aufschlussreiches zu entdecken. man liest mit bei der nachbarin, um die aufregung in sinnvolle betätigung (oder auch nicht) irgendwie umzulenken. aufgeregter. und aufgeregter. man denkt sich: das war sicher nur der kaffee! und gleichzeitig ist dann doch schon das trotzige kind da, das sich aufregt, dass man plötzlich (eigentlich schon seit jahren, aber bitte, man ist ja trotzdem noch mitte 20! was soll das!) keinen kaffee  mehr außer in der früh trinken darf. soll. muss. oder eben mit konsequenzen leben. dass das herz viel zu schnell schlägt. und körper und unterbewusstsein dass als nichts anderes mehr als angst begreifen, weil was soll das sonst sein? wegdriften. kein tunnelblick, aber viele kleine tunnels gibt es zur außenwelt. es ist nicht mehr nur die haut die begrenzt.

aber. weiterfahren. man muss ja ohnehin wohin und hat auch noch eine kleine to do liste im kopf, die zwar jetzt absolut unwichtig erscheint, aber wenigstens irgendetwas zum festhalten ist.

man atmet ein und atmet aus. versucht sich abzulenken. stellt fest, dass man nicht mehr atmet, wenn man nicht aufpasst. oder. zumindest hat es denn anschein. dann lieber bewusst atmen. zu schnell. okay, versuchen die luft zurückzuhalten. auch seltsam. lieber tief einsaugen. solang da wirklich viel luft reingeht, kann man noch nicht sterben.

kein skandal. zum schreien würde auch die luft fehlen. man piepst den kassier im supermarkt an und kriegt prompt mehr angst. wie schlimm kann es sein, wenn einem schon die stimme für normal fehlt? sich sammeln und es wieder versuchen, ein paar überflüssige dankeschöns sagen, zur übung und damit man sich selbst beweist, dass man noch nicht hundert prozent am sterben ist.

da steht die polizei im eingang der post. man sieht hin. denkt sich: oh, sicherheit. wenn ich jetzt hier zusammenbreche. wirft noch einen blick hin. stolpert über die stufen nach unten, rutscht aus. viel zu schnell auf knien und händen gelandet. der körper verdreht. muskeln, die schon seit monaten nicht mehr das können, was sie eigentlich sollten. ohje. der polizist ist sofort da und fragt: ist eh alles ok? man steht sehr schnell, zu schnell, wieder auf und sagt: jaja, ich hab mich nur erschreckt. wie das passt. erschreckt. schrecken.


...

ach, auch egal. nur ein weiterer unmotivierter versuch die momentane situation in worten... egal. egal.
ich bin müde.

immerhin weiß ich, wie es ist, in einer unvorstellbaren, einsamen welt zu leben.

3 Kommentare:

  1. Ich möchte mich mal ganz herzlich für deine zuverlässigen und produktiven Kommentare auf meinem Blog bedanken! Deine Worte haben mir heute sogar geholfen den Vormittag durchzustehen *glaub*. Dein Ratschlag, mir zu sagen, dass es vorbei gehen wird.. dass auch diese schlimmen Stunden vorüberziehen werden. Danke.

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  2. Bei mir verstärkt Koffeein tatsächlich die Angst.... aber wie. Egal ob in Form von Kaffee (am schlimmsten), schwarzem Tee (auch nicht viel besser) oder Cola (davon geht aber zumindest - je nach Form - immer mal ein Glas, bestenfalls merke ich nichts, ansonsten Schwindel und Herzrasen, wofür ich dann aber gleich die Cola als Ursache habe und mich gleichzeitig damit tröste, dass mein Kreislauf dann auf Touren ist und ich wenigstens nicht umkippen kann, was ja meine größte Angst ist).
    So kommt es, dass ich schon jahrelang keinen Kaffee und schwarzen Tee mehr trinke und Cola höchstens einmal die Woche.

    Das mit dem Atem kenne ich auch.....deshalb funktionieren bei mir auch keine Entspannungsübungen, bei denen ich auf den Atem achten soll In dem Moment, wo ich darauf achte, beeinflusse ich ihn auch, und schon geht's los.

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  3. Toller Beitrag! Ich kann genau nachempfinden, wie Du Dich fühlst! Man fühlt sich einsam, weil man meint, man wäre allein auf der Welt. Aber so ist es nicht! Zudem hat man während einer Panikattacke so viel mit sich selbst zu tun, dass man sich nur schwer auf seine Umwelt konzentrieren kann.

    Besonders die Beschreibung mit dem Atmen finde ich sehr gelungen. Es ist schon paradox. Als würde man tatsächlich aufhören zu atmen, wenn man sich nicht darauf konzentriert...

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